Leon Kollofrath im Interview zum Frühstudium Mathematik

Leon Kollofrath hat in den vergangenen Wochen nicht nur die Abiturprüfungen am Gymnasium der Heimschule St. Landolin abgelegt, sondern von Oktober bis April als Schülerstudent erfolgreich das Frühstudium im Fach Mathematik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg absolviert. Damit hat er einen Teil der sonst im ersten Semester des Mathematikstudiums obligatorischen Veranstaltungen und Prüfungen besucht und bestanden. Wir gratulieren Leon und lassen ihn zu dieser außergewöhnlichen Leistung zu Wort kommen.

 

Wie bist du auf die Idee gekommen, in deinem letzten Schuljahr bereits mit dem Studium zu beginnen?

Ich bin im Internet auf dieses Angebot der Universität gestoßen. Das fand ich von Beginn an spannend, habe aber erst gezögert, ob ich das wirklich wagen soll. Andererseits gab es so die Möglichkeit, schon einen Teil des Mathestudiums zu absolvieren, denn ich habe die erste Prüfung in Analysis jetzt schon hinter mir und könnte hier gleich im zweiten Semester weitermachen.

Zuerst habe ich mich dann mit Lehrern meines Vertrauen, nämlich Frau Henschel und Herrn Walz, besprochen. Dann haben wir gemeinsam mit der Schulleitung gesprochen und natürlich gab es erstmal Bedenken, dass die Vorbereitungen aufs Abi leiden könnten. Schlussendlich haben wir aber vereinbart, dass ich es ausprobiere und wir sehen, wie gut es klappt.

Und dann konntest du direkt losstudieren?

Nein, erst gab es ein recht langes Bewerbungsverfahren mit Motivationsschreiben und Empfehlungsschreiben von Lehrern. Dann gab es Auswahlgespräche mit drei Professoren, bei dem ich meine Motivation erklären musste und spontan ein Rätsel lösen musste. Insgesamt wurden von der Universität nur zehn Frühstudenten angenommen, u.a. auch in Sinologie, Molekularbiologie oder Physik. Das Frühstudium wird nämlich in fast allen Fächern angeboten.

Und wie groß war dann der Aufwand für dich?

Ich habe in jeder Woche zehn Schulstunden gefehlt. In dieser Zeit habe ich in Freiburg Vorlesungen und ein Tutorat besucht, wo uns Studenten der Stoff aus der Vorlesung nochmal genauer erklärt wurde. Dazu kamen jede Woche Hausaufgabenblätter und die hatten es echt in sich: Im Vergleich zur Schule waren die Hausaufgaben unheimlich schwer und umfangreich. Und man hatte keine Chance weiter mitzukommen, wenn man mal etwas ausgelassen hat. Ich schätze, dass ich also jedes Wochenende sechs Stunden an den Hausaufgaben saß. Kein Vergleich war natürlich auch die Abschlussklausur, in der der Stoff vom ganzen Semester geprüft wurde. Zur Vorbereitung gab es ein Skript von 113 Seiten, die eigentlich nur aus Formeln bestanden.

Und wie ist dein Fazit dieser anstrengenden Zeit?

Ich würde es sofort wieder machen. Es ist sicher nichts für jeden, denn man muss schon sehr, sehr interessiert sein. Ich würde mich nicht als Mathegenie bezeichnen, aber ich war eben interessiert und hatte Lust darauf. Wem es genauso geht, der sollte ein Frühstudium ausprobieren, denn man kann es ja zur Not jederzeit abbrechen und hat dann schlimmstenfalls mal zwei Monate an der Uni verbracht. Vielleicht könnte mein Abischnitt jetzt auch ein oder zwei Noten nach dem Komma besser sein, aber das war es mir wert.

Du sprichst die Eindrücke vom Unileben an: Wie waren diese für dich?

Wir Schülerinnen und Schüler wurden dort vollkommen nett und offen aufgenommen. Da wir die gleichen Aufgaben wie die richtigen Erstsemester hatten, hat niemand irgendwelche Unterschiede zwischen uns und den „richtigen Studenten“ gemacht. Wir haben auch gemeinsam gelernt – nur abends konnte ich leider häufig nicht mehr nach Freiburg, wenn die anderen sich dann noch getroffen haben.

Und hat dir das Frühstudium geholfen, dich für deinen weiteren Weg zu orientieren?

Auf alle Fälle. Die wichtigste Erfahrung: Ein Mathestudium hat fast nichts mit dem Matheunterricht in der Schule zu tun. In der Schule rechnen wir sehr viel; an der Uni geht es fast ausschließlich ums Beweisen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt Mathematik studieren will, aber in jedem Fall möchte ich ein Studium mit viel Mathematik aufnehmen. Im Seminarkurs von Herrn Jülich habe ich die Möglichkeit bekommen mein Interesse für Mathematik mit dem Interesse für künstliche Intelligenz zu kombinieren. Das finde ich extrem spannend und nun würde ich am allerliebsten „Humanoide Robotik“ in Berlin studieren.

Herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute, Leon!

 

Interview: Jakob Katzmann

Bild: Leon Kollofrath